Gruber: Breite Streuung der Trinkwasserpreise im Rems-Murr-Kreis

Die Trinkwasserpreise privatrechtlicher Wasserversorger im Rems-Murr-Kreis sind stabil geblieben, während sie im Land um 1,8 Prozent gestiegen sind, teilt der Landtagsabgeordnete Gernot Gruber mit. Die vier Versorger der Stadtwerke Backnang, Schorndorf, Waiblingen und Winnenden konnten sich im Ranking der Landeskartellbehörde für Energie und Wasser verbessern – allerdings an verschiedenen Enden der Rangliste.

Die Rangliste ist erstellt für eine – typischerweise vierköpfige – Familie, die im Jahr 150.000 Liter Wasser verbraucht.-Auf der Liste sind die Stadtwerke Waiblingen mit Bezugskosten in Höhe von 0,24 Cent je Liter ins vordere Viertel vorgerückt, während die Stadtwerke Backnang mit 0,32 Cent je Liter auf den hinteren Rängen landeten. Im Mittelfeld befinden sich mit 0,26 Cent je Liter die Stadtwerke Winnenden, im hinteren Drittel die Stadtwerke Schorndorf (0,29 Cent je Liter).

Die vierköpfige Modell-Familie zahlt damit in Backnang knapp 10 Euro im Monat mehr als in Waiblingen. Dabei sind die Basispreise je Liter Wasser in beiden Städten gleich hoch. Die höheren Wasserkosten in Backnang resultieren aus einem höheren monatlichen Grundpreis. 13,21 Euro ist landesweit der zweithöchste Grundpreis. Ein hoher Grundpreisanteil bildet die Kostenstruktur eines Wasserversorgers am besten ab, da in der Wasserversorgung der Fixkostenanteil mit Abschreibungen, Personalkosten und festen Wasserbezugskosten rund 85 % der Kosten ausmacht. Da die Stadtwerke Backnang den Löwenanteil ihres Wassers vom Zweckverband Wasserversorgung Nordostwürttemberg (NOW) bezieht, trifft der hohe Wasserpreis der NOW die Backnanger Bürger besonders stark. Die anderen genannten Stadtwerken im Rems-Murr-Kreis beziehen ihr Wasser vom deutlich günstigeren Vorlieferanten dem Zweckverband Landeswasserversorung oder können einen großen Anteil an eigenen Wasservorkommen nutzen.

Im Vergleich dazu liegt der Grundpreis der Stadtwerke in Welzheim, die öffentlich-rechtlich organisiert sind und daher vom Ranking nicht erfasst werden, bei lediglich 1,01 Euro im Monat. Dennoch ist dort das Trinkwasser nicht unbedingt günstiger. Bei einer Wassergebühr von 0,25 Cent je Liter bezahlt die vierköpfige Familie in Welzheim letztlich 0,26 Cent je Liter, also ungefähr so viel wie bei privat-rechtlichen Versorgern auch: Die Kartellbehörde für Baden Württemberg gibt eine Spanne an, die von 0,17 Cent je Liter bis 0,35 Cent je Liter reicht.

Bei den Bezugskosten von Trinkwasser schlägt die Grundgebühr beim Literpreis umso stärker zu Buche, je weniger Wasser man verbraucht. Oder umgekehrt: Wer in einem großen Mehrfamilienhaus mit nur einem Wasserzähler wohnt, kann in Backnang durchaus günstiger Wasser beziehen als in Gegenden, wo fürs Wasser mehr als 0,22 Cent je Liter angesetzt sind, wie beispielsweise in Welzheim.

„Will man eine einheitlichere Kostenstruktur für die Wasserversorger im Land, wird man über einen landesweiten Zweckverband nachdenken müssen, dem die Landes-, Bodensee- und Nordostwasserversorgung sowie die Wasserversorgung Kleine Kinzig angehören“, sagt Gruber.

Die Preise für Trinkwasser in Baden-Württemberg liegen im bundesweiten Durchschnitt. Das Leitungswasser bleibt nach wie vor deutlich günstiger als abgefülltes Trinkwasser. In internationaler Perspektive scheint es aber vergleichsweise teuer, zahlen doch beispielsweise Amerikaner nur 0,05 Cent je Liter. „Die hohe Qualität unseres Trinkwassers rechtfertigt meines Erachtens die Preisunterschiede“, sagt Gruber. Diese Qualität dürfe nicht gefährdet werden, beispielsweise durch Chemikalien, wie sie beim Fracking verwendet werden, das in den USA weit verbreitet ist.

Obwohl seine Fraktion Fracking in Baden-Württemberg verhindern konnte, gibt Gruber keine Entwarnung. „Dazu ist Trinkwasser einfach so kostbar“, sagt der Backnanger Sozialdemokrat. Er wird zumindest im Rems-Murr-Kreis die Belastung der Böden nicht nur mit chemischen Schadstoffen und Nitraten im Blick behalten, sondern auch die Konzentration von Mikroplastik im Grundwasser.