Bevollmächtigter der Deutschen Bahn räumt dauerhafte und unternehmerische Qualitätsprobleme im Schienenpersonennahverkehr ein. Der Forderung des Landtagsabgeordneten Gernot Gruber nach einer Entschädigung auf der Murrbahn wie auf anderen Bahnstrecken erteilt Sven Hantel jedoch eine Absage.
Gruber hatte Ende letzten Jahres darauf hingewiesen, dass in den ersten drei Quartalen sechs von hundert Zügen auf der Murr-Strecke ausgefallen waren und weitere 2,4 Prozent in und ab Stuttgart über eine Viertelstunde Verspätung hatten – deutlich mehr als auf Strecken, auf denen Jahreskartenbesitzer eine Entschädigung erhalten haben. Das will der Bevollmächtigte aber nicht gelten lassen. Er beruft sich auf die hauseigene Statistik, in der Ankunft und Abfahrt in Stuttgart nicht maßgeblich sind. Gemittelt über alle Bahnhöfe schneide die Murr-Bahn vergleichsweise ordentlich ab.
Außerdem dürfe laut Deutscher Bahn die Streckensperrung vom 15. bis 25. Juni 2017 in Folge eines entgleisten Güterzuges bei Michelbach nicht in die Überlegungen für eine Entschädigung einbezogen werden, weil in dieser Zeit weiträumig Busse eingesetzt worden seien. So gerechnet wäre die Bahn von hundert fahrplanmäßigen Schienenkilometern nur 1,3 Kilometer nicht gefahren, statt der von Gruber berechneten 3,5 Kilometer.
Gruber wiederum will sich nichts schönrechnen lassen. Er ist überzeugt, dass die Bahn mit ihrer Weigerung eine günstige Gelegenheit verstreichen lasse, Werbung in eigener Sache zu machen. Schließlich hätten auf der Murr-Strecke nur halb so viele Pendler eine Jahreskarte wie auf der Rems-Strecke. „Die Gutschrift eines Monats wäre eine sinnvolle Investition in die Bindung der treuesten Kunden und ein Zeichen eines Besserungswillens“, sagt Gruber. Denn eine Besserung tut not. Die Ausweitung des Halbstundentaktes über den ganzen Tag an den meisten Bahnhöfen sei zwar ein großer Fortschritt für den Nahverkehr auf der Murrbahn, aber leider fielen immer noch zu viele Züge aus. „Leistung geht vor Entschädigung“, betont der Abgeordnete, „Aber von einem pünktlichen und verlässlichen Nah- und Regionalverkehr sind wir leider noch ein gutes Stück entfernt.“
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